Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 120

1906 - München : Oldenbourg
120 26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. aber nahm sie so zu, daß bis 1500 schon über 200 Werke, darunter eine ganze Reihe mehrbändiger, von ihm gedruckt waren. In seiner Werkstätte arbeiteten täglich 24 Pressen und über 100 Gesellen, die nicht bloß das Setzen, Drucken und Korrigieren sondern auch das Illuminieren und Binden der Bücher besorgten. Doch reichten auch diese nicht aus allen Anforderungen zu genügen und so sah sich Koberger genötigt noch im Auslande, so z. B. in Basel und Lyon, fremde Pressen für sich druckeu zu lassen. Neben der Herstellung der Bücher selbst oerwandte er ein ganz besonderes Interesse aus deren Vertrieb und sein zielbewußtes, tatkräftiges Vorgehen in dieser Richtung, das ihm nach und nach in allen Handelsplätzen des In- und Auslandes Niederlagen seiner Druckwerke sicherte, bewirkte eine Ausdehnung seines Geschäftes, wie sie bis dahin gänzlich unbekannt gewesen war. Alle oon ihm hergestellten Werke zeichnen sich durch fehlerlosen Druck, durch Schönheit der Typen, durch scharfe Ausprägung der Buchstaben und durch kunstfertigen Satz aus. Ihrem Inhalte uach gehören sie vorzugsweise der Theologie, Philosophie und Jurisprudenz an und zählen unter sich verhältnismäßig wenige, die in deutscher Sprache abgefaßt sind. Am meisten gedruckt wurde die Bibel, von welcher Koberger bis zum Ende des 15. Jahrhunderts allein 15 Ausgaben veranstaltete. Unter ihnen befindet sich nicht nur die früheste in Nürnberg hergestellte sondern auch die erste lateinische, welche mit Illustrationen versehen ist; ferner eine deutsche von 1483, welche, gleichfalls mit Holzschnitten geziert, als eine der schönsten deutschen überhaupt angesehen wird. Sie ist wohl die erste Frucht der Bestrebungen Kobergers den Rns seiner Preßerzeuguisse durch illustrative Ausschmückung noch zu erhöhen, Bestrebungen, die durch die Verbindung mit Michael Wohlgemnth, dem Lehrer Albrecht Dürers, in einem solchen Maße verwirklicht wurden, daß Nürnberg ans dem Gebiete der Buchillustration alle anderen Städte weit überragte. Das früheste Werk, das aus dieser Gemeinschaft hervorging, ist der „Schatzbehalter oder Schrein der wahren Reichtümer des Heils" von 1491, ein volkstümliches Andachtsund Betrachtungsbuch, das nicht weniger als 96 blattgroße Holzschnitte von der Hand des Künstlers enthält. Übertreffen wird dasselbe noch durch die 1493 in lateinischer und deutscher Ausgabe erschienene Weltchronik des Nürnberger Arztes und Humanisten Hartmann Sch edel,- die mit ihren weit über 2000 Holzschnitten sich als das größte illustrierte Werk des 15. Jahrhunderts darstellt. Der Bilderschmuck, bei dessen Herstellung Wohlgemnth von seinem Stiefsohne Wilhelm Pleydeuwurfs unterstützt wurde, dient zur Erläuterung der biblischen und weltlichen Historien und bringt von der Schöpfung der Welt an die bekanntesten Begebenheiten, Personen, Länder und Städte, darunter manche der letzteren mit historischer Treue, zur Darstellung. Mit der Wende des Jahrhunderts ließ die Drucktätigkeit Kobergers, die in den neunziger Jahren noch sehr groß war, allmählich nach, bis am 17. Juni 1504 als letztes Erzeugnis der eigenen Presse der

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 79

1906 - München : Oldenbourg
18. Bayerische Stammesangehörige als Vertreter des mittelalterlichen Chronistenstils. 79 hett man aufgelegt ain guldeins tuch und am seideins küß. in dem ersten stand do man heraus get bei dem sagran, do stund der füng, nach im Herzog Albrecht, darnach ain Herzog von Brannsweig, darnach ain landgras von Hessen, darnach bischof Sixt, darnach über zwen stand2) des türkischen kaisers brnder.3) do man das ewangelinm gelesen Hett, gieng der bischof hinauf und nam das pitch von des küugs eaplan und eredenzt das mit ainem roten seyden tüchlein und gab das dem kling alaiu zu küssen, also tet er auch mit dem agnns, nam er di Paten mit der credenz und gab das dem küng zu küssen, do das gotlich ambt volbracht ward, gieng der küng aus gen sand Sigmund und darnach in di bnrk. er schiket etlichs Volk gen Augspurk. do nun der bischof all fürsten und ir Volk wol gespeist hett, rait der küng mit den fürsten obgenant auf gen München, der bischof gab im das gelait, so weit sein land wer et. Zu München ward der küng gar srolich von seiner fbefteren empfangen, man machet im zu lieb di selb nacht amen tanz. er tanzet zwir4) mit feiner fbester. d) Johannes Turmair, genannt Aveutinus?) Beschreibung des Baierlands in der gemein auf das Kürzest. Das ganz land in der gemäht ist vast6) fruchtpar, reich an salz traib viech bischen holz Waid wilbprüt und kurz alles, so zu der fchuabehuaib7) bient, ist allba übrigs genueg. Viech salz traib wirb in ander laut getriben, gefüert und verkauft. Wein pringt man aus andern lanben auf land und Wasser, neinlich ab dem Rein, Neckar, cmß dem Elsaß, welschen lanben, Chrain, Hister-reich8), Veltliner tal, Tramin, Franken und Österreich. Und, als das gemain geruech, nienbert lebt und tigt man paß?) Der lengft tag ist über sechzehen stnnb, der kürzest bei acht stunben lang. Oster- u. westerwind, den man ober und niber nent, wäen bick10) und oft und gegen bcnen pflegt man nit zu pauen; der oberwinb pringt gern regen und ungeteilter, der anber fchoen und ftaet Wetter. Beschreibung der sitten des lands auf das Kürzest und in der gemain. Das baierisch Volk (gentainlich bavon zu reben) ist geistlich, schlecht und gerecht, get, läuft gern firchfertenn), Hat auch vil ftrchfart; legt sich mer auf Kirchenstuhl. -— S) d. H. zwei Kirchenstühle hinterhalb. — 3) Prinz 3) schern, Bruder des türkischen Sultans B ajazeih, der von den Johannitern gefangen und von dem König von Frankreich an König Maximilian als Gefangener ausgeliefert worden war. — 4) zweimal. 6) „S amtliche Werk e", auf Veranlassung Sr. Majestät des Königs von Bayern herausgegeben von der Kgl. Akademie der Wissenschaften, Iv. Band, bayerische Chronik, herausgegeben von Matthias Lexer, München 1883, S. 41 ff. 6) sehr, oft. — 7) Speise. — 8) Istrien. — 9) wohnt man besser. — 10) wehen häufig. — U) Wallfahrten^

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 123

1906 - München : Oldenbourg
26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst iu Bayern. 123 Zeit pflegte er diesen Zweig der Literatur und nicht bloß der Süden, auch der Norden und Osten Deutschlands bezogen die verschiedenen, zum kirchlichen Gebrauche nötigen Bücher von dem Nürnberger Meister. Der an Bedeutung ihm nahestehende Hieronymus Hölzel von Traunstein begann zwar schon 1496 zu drucken, entfaltete seine Haupttätigkeit aber erst im 16. Jahrhundert. Nach Nürnberg trat Speyer in die Reihe der druckenden Städte ein. Bon wem und in welchem Jahre hier die erste Presse gegründet wurde, ist unbekannt. Das erste Werk, das Speyer als Druckort bezeichnet, die ,,Postilla super Apocalypsin et Cantica Canticorum“ ist 1471 gedruckt und gibt ebensowenig wie eine Reihe anderer hierher gehöriger Schriften den Namen des Typographen an. Der früheste, der als solcher namhaft gemacht wird, ist Peter Drach, der Sproß einer angesehenen Speyerer Familie. Als erster datierter Druck verließ 1477 ein Vocabularius iuris utriusque seine Werk-stätte, die unter ihm und seinem gleichnamigen Sohn und Enkel bis ins 2. Jahrzehut des 16. Jahrhunderts blühte und eines so großen Ansehens sich erfreute, daß ihr auch Druckaufträge aus solchen Städten zuteil wurden, die selbst angesehene Druckereien besaßen, wie das von ihr im Jahre 1497 im Aufträge des Erzbifchoss Berti)old von Henneberg gedruckte Meßbuch für Mainz beweist. Schon 12 Jahre nach dem Drucke des ersten Speyerer Buches entstand neben der Drachschen Presse eine zweite, die von den Brüderu Johann und Konrad Hist ins Leben gerufen ward und an Zahl wie an Ausstattung ihrer Drucke sich mit der ersteren wohl messen konnte, ja in letzterer Hinsicht sie noch übertraf. Sie war von 1483—1515 tätig. Über die Herkunft und die Persönlichkeit der beiden Drucker ist nichts bekannt; der eine von ihnen scheint früh gestorben zu fein, denn von 1492 an wird nur Konrad Hist als Typograph genannt. Auf die alte Reichsstadt folgte 1473 der Geburtsort des Albertus Magnus, das kleine Städtchen Lauin gen, dem damit die Ehre zufällt, der älteste Druckort des damaligen Herzogtums Bayern zu sein. Es ist ein Folioband von 106 Seiten, die Schrift des hl. Augustinus de consensu Evangelistarum, der 1473 dortselbst erschienen ist. Über den, der ihn gedruckt, ist nichts bekannt, wie auch unter den sämtlichen Werken des 15. Jahrhunderts sich kein zweites findet, das dort hergestellt ist. An Sauingen schließt sich Würzburg, die Hauptstadt des Frankenlandes, an, wohin Fürstbischof Rudolf von Scherenberg die „erfahrenen Meister der Buchdruckerkuuft" Stephan Dold, Georg Reyfer und Johann Beckenhnb berief, um die für deu kirchlichen Bedarf nötigen Bücher zu drucken und so den Geistlichen des Bistums einheitliche liturgische Texte zu verschaffen. Die einzige Leistung dieser Druckergemeinschaft war ein Brevier vom 20. September 1479, welches auch um deswillen Beachtung verdient, weil es das erste in Deutschland erschienene Buch ist, das einen Kupferstich enthält. Bald

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 82

1906 - München : Oldenbourg
82 19. Der Regensburger Dom. diagonaler Richtung die Gewölberippen bilden. Diese Rippen sind das wichtigste Kennzeichen der Gotik; man baut nicht mehr wie in romanischer Zeit schwere massige Gewölbe, sondern konstruiert diese Rippen und setzt zwischen dieselben leichte Gewölbekappen ein. Hier in Regensburg ist noch die Form des Kreuzgewölbes beibehalten; später hat man die willkürlichsten Gewölbeformen erfunden, die sogenannten Netzgewölbe. Dort, wo die Rippen sich im Gewölbescheitel treffen, ist der oft reich verzierte Schlußstein. Durch diese Rippenkonstruktion und in Verbindung mit ihr durch den Spitzbogen ist eine ganz neue Anordnung der Pfeiler entstanden. Der romanische Baumeister konnte nur Bögen gleicher Spannweite zu einem Kreuzgewölbe vereinigen, war also an den quadratischen Grundriß gebunden. Der Gotiker wählt den Grundriß rechteckig, so daß die Breite des Hauptschiffes viel größer ist als die der Scheidbögen. Ebenso wird der Gewölbegrnndriß im Seitenschiffe rechteckig gewählt; das strenge Breitenverhältnis beider Schiffe von zwei zu eins ist nicht mehr nötig, der Zwischenpfeiler zwischen den Hauptschiffspfeilern, den der Romaniker unbedingt brauchte, kommt in Wegfall. Endlich läßt sich auch das Querschiff beliebig verkürzen; so kommt es, daß hier in Regensbnrg seine Schmalwand in gleicher Linie mit den Außenwänden der Seitenschiffe liegt. An der Außenwand der Seitenschiffe setzt sich diese ganze Konstruktion fort. Es ist eigentlich nur eine weitere Pfeilerreihe von gleicher Anlage wie die innere Reihe, deren Bögen ausgefüllt sind von einer niedrigen Mauer und großen Fenstern. Auf der andern Seite des Querschiffes bildet der Chor den Abschluß der Kirche. Anlagen mit doppeltem Chore an beiden Enden des Langschiffes, wie wir sie bei vielen romanischen Domen sinden, kennt die reine Gotik nicht. Hier in Regensburg entspricht jedem der drei Langschiffe ein eigener Chor, Grundriß des Regensburger Domes. a Querschiff; b nördlicher Turm.

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 83

1906 - München : Oldenbourg
19. Der Regensburger Dom. gß jeder in den gleichen Maßverhältnissen wie das Schiff, dessen Abschluß es bildet. Der Chor des Hauptschiffes ist fast doppelt so lang als die beiden andern. An Stelle der halbrunden Apsis im romanischen Stile ist hier ekn eckiger Abschluß getreten, dessen Grundriß oon fünf Seiten eines Achtecks Inneres des Regensburger Domes. gebildet wird. Die Form des Regensburger Chores ist einfach im Vergleich zu anderen gotischen Domen; bei den meisten derselben wird, den Seitenschiffen entsprechend, ein Umgang um den Chor des Hauptschiffes geführt, bei den größten und prächtigsten diesem Umgang noch ein Kranz von Kapellen angefügt, deren Grundriß im kleinen den des Hauptchores wiederholt. mieten wir nun heraus und betrachten das Äußere, so werden wir finden, es den inneren Aufbau getreulich widerspiegelt. Die Pfeiler der Längswand find mit Streben verstärkt, die nach unten staffelweise sich verbreitern; 6*

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 125

1906 - München : Oldenbourg
26. Die Einführung und Entwicklung der Buchdruckerkunst in Bayern. 125 Wissenswerteste über die ewige Stadt, ihre Geschichte und Kirchen enthält. Schauers Presse muß nicht bedeutend gewesen sein; nur ganz wenige Produkte siud aus ihr bekannt und schon 1485 wurde er selbst vom Rate der Stadt nach Augsburg geschickt, um dort den Druck von 600 Schützenbriefen für das große Schießen, welches die Stadt München im Jahre 1486 veranstaltete, zu bestellen. Vielleicht lernte er bei dieser Gelegenheit den blühenden Stand des Augsburger Druckgewerbes genauer kennen und wurde dadurch bewogen dorthin überzusiedeln, wo er von 1491—1500 druckte. Einen Nachfolger fand er in Benedikt Buchbinder, vou dem nur drei kleine im Jahre 1488 hergestellte (Diso bat diss piitblein ain cnv -Ibcluv^n Q?a cia vnsetn humcc wenv Cu&riuhr Vnb vol rn= 6et von -fdans fcbamct ;u .Spintben • <Dnno vominl V- cccc.ijqcjetj- latan sant£)ctcc vno jant Pauls abent. Schlußschrift des ersten Münchener Druckes „von der Stadt Rom", gedruckt von Hans Schauer 1482. deutsche Schriftchen, darunter zwei Unika in der Kgl. Bibliothek Bamberg, bekannt sind. Wesentlich erfolgreicher war die Wirksamkeit des dritten Münchener Druckers, Johann Schobser. Schon von 1488—1498 in Augsburg tätig wurde er gegen 1499 als herzoglicher Buchdrucker nach München berufen, wo bald darauf als sein erstes Werk das Predigtbuch des Passauer Theologieprofessors und Dompredigers Paulus Wann erschien, dem dann bis tief ins 16. Jahrhundert hinein zahlreiche andere, unter ihnen auch die erste Sammlung deutscher Reichsgesetze von 1501, folgten. In ©ichstatt, das sich zeitlich an München anschließt, erschien 1484 das erste mit Datum und Druckernamen versehene Werk. Es enthält die Synodalstatuten der Eichstätter Diözese und ist von Michael Reyser, wohl einem Verwandten des Würzburger Prototypographeu, gedruckt, der von dem Bischof Wilhelm vou Reichenau dorthin berufen anscheinend schon 1482 daselbst tätig war. Aus seiner Werkstätte ging bis zum Jahre 1494, in welchem Jahre dieselbe zum letzten Male arbeitete, eine größere Anzahl schön ausgeführter Werke hervor, von denen die meisten liturgischer Art waren. Regens bürg, wo 1485 die Buchdruckerkunst ihren Einzug hielt, scheint im 15. Jahrhundert eine ständige Presse nicht besessen zu habeu. Wenn auch Johann Sensenschmidt und Johann Beckenhub, die uns schon in Bamberg begegnet sind, im genannten Jahre aus Veranlassung des Bischofs

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 127

1906 - München : Oldenbourg
27. Eine Festschule der Meistersinger. 127 27. Eine Festschule der Meistersinger. Von August Sach?) Wer um das Jahr 1550 nach Nürnberg kam, konnte um die Pfingst-zeit ein Seil von St. Sebaldus nach dem Rathause gezogen erblicken, woran in der Mitte ein bemaltes Schild hing. Jedes Nürnberger Kind wußte, daß die wohllöblichen Meistersinger wieder eine Festschule in der St. Katharinenkirche veranstalten wollten und durch das Schild jeden, der daran teilzunehmen gedachte, dazu laden ließen. Auch aus weiterer Ferne waren diesmal manche Genossen herbeigekommen, um sich an dem Hauptsingen berühmter Meister und an ihren neuen Tonen zu ergötzen. Denn in Nürnberg ward seit langen Zeiten die holdselige Kunst besser gepflegt als sonst in deutschen Landen. Wie vor Jahren hier der Barbier Hans Foltz und der Briefmaler Hans Rosen-blüt sich einen Namen gemacht, so war jetzt Hans Sachs, der Schuster und Schüler des Leinwebers Nmmenpef, schon seit einem Menschenalter und länger das Haupt und das leuchtende Vorbild aller kunstreichen Meister. Überall, wo die Singerschulen blühten, in allen süddeutschen Reichsstädten, in Mainz und Straßburg, in Kolrnar und Frankfurt, in Augsburg und Regensburg, in Ulm, München und Würzburg, ja in Prag, Breslau und in dem nordischen Danzig pries man seinen Namen und dichtete man in seinen Tönen. Selbst ans sächsischen Landen, wo außer in Zwickau keine Schulen blühten, hatten sich Liebhaber des Sanges eingestellt, deren Vater einst aus der Wanderung durch Sübbeutschlanb Mitglieder einer Singschule geworden waren und auch nach der Rückkehr in die Heimat die in der Fremde gelernte Weise noch fortgeübt hatten. Schon war ihnen daheim manche Belehrung über die löbliche Kunst geworden, die nicht allein zur Freude und Ergötzung der Menschen sonbern auch zur Erinnerung göttlicher Wohltaten und zur Anbacht des Herzens bienen sollte; hier aber in Nürnberg sanb jedermann reiche Gelegenheit die Weise und die Ordnungen der berühmten Meister genauer kennen zu lernen und sich in der Kunst weiter zu bilden. Wer ihrer noch unkundig war, ließ sich wohl zunächst die Bedeutung der Tafel mit ihren Figuren erklären, die frei tu der Luft auf dem Seile schwebte. Oben sah man einen gevierten Schild, der in zwei Feldern den Reichsadler und in der Mitte die Königskrone trug; das war der Meistersinger Wappen, darunter waren zwölf Männer sichtbar, wie sie einen Garten bestellten, aber dabei von einem wilden Tiere gestört wurden. Sie stellten die zwölf berühmten Sänger dar, welche die erste Singschule eingerichtet, und das wilde Tier war der Neid, der von außen her, und die Zwietracht, die von innen her ihrem Gedeihen schade. Wer aber nach den Namen dieser zwöls Wundermänner fragte, erhielt von einem kundigen Meister zur Antwort, was *) „Deutsches Leben in der Vergangenheit", Ii. Band, S. 277 ff. Halle a. <5. 1891.

8. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 129

1906 - München : Oldenbourg
27. Eine Festschule der Meistersinger. 129 Meister erklärt werde. Mit einem Gruße stellt er fein Begehren und der Meister begrüßt ihn toieber mit einem Grnße und Gesang und legt ihm dann Fragen vor über bcn Ursprung der Kunst und ihre Gesetze. Hat er hierauf genügend geantwortet, so fingen ihm die Meister zu, daß er zu ihnen eintrete um die Meisterschaft und beit Kranz zu empfangen." „Wie nun die Bräuche der Meister find, sollt ihr bei der Singfchule erfuhren; ba geht es anders her als bei beit gewöhnlichen Zusammenkünften, wenn wir uns in den Schenken versammelt haben; ba könnt ihr auch manch herrliches Lieb hören; aber in den Feftfchulen werben nur Gedichte vorge- tragen, bereu Inhalt aus der Bibel ober aus den heiligen Sagen geschöpft ist. Wer am fehlerfreiesten singt, wirb mit einer golbenen Kette geschmückt, wer nach ihm am besten besteht, erhält einen Kranz zum Lohn; wem aber grobe Fehler nachgewiesen werben, der muß es mit Strafgeld büßen. So fließt das Leben der Meistersinger unter erbaulichen Gesängen hin, und wenn einer ans dem frohen Kreise abberufen wirb, so versammeln sich seine Genossen um sein Grab und fingen ihm das letzte Lieb." Der Nachmittag des Pfingfttages rief alles zur Feftschule zusammen; die Meistersinger, ehrwürdige alte Herren, junge Schüler, welche die Tabulatur noch studierten, Schulfreunde, welche die Poetik und Metrik der Meister schon iutie hatten, Singer, die bereits einige fremde Gesänge schulgerecht vortragen konnten, Dichter, die nach den Tönen der Meister einen eigenen Gesang zu dichten verstanden, zogen festlich geschmückt der Katharinenkirche zu. Am Eingänge derselben hielt der Kirchner zu einem Trinkgelde die Mütze hin, um das Gesindel abzuhalten, das ehrbare Leute in der Erbauung stören könnte. Die Kirche war im Innern schön aufgeputzt und vom Chore, wo die Vornehmen Platz fanden, hingen kostbare Decken herab. Gar feierlich nahm sich der Verein der edlen Meister aus, die umher auf den Bänken faßen, teils langbärtige Greise teils jugendliche Männer, alle so still und ernst, als wenn sie zu den Weisen Griechenlands gehörten. Sie prangten in Seidengewändern, grün, blau und schwarz, mit zierlich gefalteten Spitzkragen. Unter thuen fehlte auch nicht der ehrwürdige Haus Sachs, noch immer in jugendlicher Rüstigkeit. Neben der Kanzel war der Singstuhl errichtet, nur kleiner, sonst wie die Kanzel selbst und heute mit einem bunten Teppich geschmückt. Vorn im Ehor sah matt ein niedriges, mit schwarzen Vorhängen umzogenes Gerüst auf-geschlagen, worauf ein Tisch mit Pult stand; eine Kette mit vielen Schaustücken und ein Kranz aus seidenen Blumen hingen an der Seite desselben. Das war das Genterke, wo diejenigen Platz fanden, welche die Fehler der Sänger gegen die Gesetze der Tabulatur anmerken mußten. Ihrer waren vier. Der älteste hatte die Bibel vor sich auf dem Pulte liegen, um die von dem Singer angegebene Stelle, woraus sein Lied genommen, aufzuschlagen und fleißig aufzumerken, ob dasselbe mit dem Inhalte der Schrift übereinstimme, der zweite, der dem ersten gegenübersaß, hatte auf die Gesetze der Tabulatur zu Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. u

9. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 89

1906 - München : Oldenbourg
20. Die Versöhnten. 89 Baues wird einfacher und weniger fein, ein großer Teil der Fialen, Wimperge, Galerien und Gesimse [inbet feinen Platz mehr. Die spätere Zeit hat biesen Typ sogar für Bauten größter Art verwenbet: die Stephanskirche in Wien und das lumer Münster sind beide Hallenkirchen. Alle gotischen Formen sind auf den Bau mit Hausteinen berechnet. Nur zwei Gebiete haben, ans Maugel an guten Steinbrüchen, gotische Kirchen in Backsteinen gebaut: das norddeutsche Tiefland und die bayerische Hochebene. Im ersten Gebiet hat sich dieser Backsteinbau in eigener Weise sehr reich entwickelt. In Bayern blieb er ans sehr einfacher Stufe; man betrachtete den Backstein hier nur als Notbehelf und versuchte gar nicht, etwas Besonderes aus ihm zu machen. Das beste Beispiel hierfür und zugleich für den Hallenbau ist die Frauenkirche zu München. Zwei Umstände haben hier also zusammengewirkt um diesen Ban zu einer der schmucklosesten gotischen Kirchen zu machen. Massig, ungegliedert steigen die Außenwände auf; die Pfeiler im Innern sind dick und schwer; sie haben achteckige Form ohne Dienste, die Rippen setzen unter dem Gewölbe ans Konsolen an. Deshalb geben sie dem Raume ein düsteres Aussehen. Wo Schmuckformen angebracht sind, da ist Haustein zu Hilfe genommen; das Formen des Maßwerks aus Backstein wie im Norden war in Bayern unbekannt. Die Münchener Frauenkirche ist so das genaue Gegenteil des reichgegliederten Regensburger Domes. Von außen würde man beide wohl kaum demselben Stile zuteilen wollen. Aber hier können wir am besten beobachten, was schon zu Anfang gesagt wurde: der ganze Bau der gotischen Kirche ist stets ans dem Jnnenraum heraus entwickelt. Das Innere aber verbindet trotz aller Unterschiede wieder den Ban an der Isar mit dem an der Donau: bei beiden trotz aller Unterschiede derselbe konstruktive Plan, derselbe in Pfeiler ausgelöste Raum, dasselbe Emporstreben aller Linien und Formen. Darin liegt der große Zauber der Gotik, der noch in den kleinsten und einfachsten Bauten fortwirkt und den gotischen Kirchen ihre unerreichbare Stellung in der Baugefchichte verleiht. Noch hing der Schnee am Berge, Es kam der Kaiser Ludwig 20. Die Versöhnten. Bon Hermann Lingg. *) Der Himmel wurde blau, Man sah schon sanft sich schmücken Mit Blumen Wald und Au. Jur Trausnitz angeritten; Da trat er zum (Befang’nen Und sprach: „Ich komm' mit Bitten! „Verheert vom langen Kriege Ist unser beider Land, Ich biete zur Versöhnung, Zum Frieden dir die Hand." Cs sollte Frühling werden Und Friede auch zugleich Und wieder sollte blühen Eintracht im deutschen Reich. ') „Vaterländische Balladen und Gesänge." S. 102. München 1869. I. I. Lentner.

10. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 131

1906 - München : Oldenbourg
27. Eine Festschule der Meistersinger. 131 sah, daß alles gut war". Der Arme war verlegen, er stockte und eifrig sah man die Merker Striche machen; er hatte Silben tierfungen und mußte zuletzt auf Geheiß des Merkers den Stuhl verlassen. In der „Hageblüten Weise" ließ sich dann vorn Singstuhl herab vernehmen der würdige Hans Sachs; sein Kopf war schon glatt und nur das Kinn schmückte ein voller Bart. Alles horchte voll Artbacht auf, als er in einem neuen Tone gemäß der Offenbarung den Herrn beschrieb, an bessert Stuhl der Löwe, der Stier, der Abler und ein Engel Preis, Ehre und Dank sangen. Als er geenbet, ba waren alle voll Entzücken und kaum konnte noch nach ihm ein junger Meister Niklas Vogel von schwäbischer Herkunst, der im Hoftoue des Schillers „ein neu Lied von dem verlorenen Sohn" anstimmte, die Aufmerksamkeit der Zuhörer fesseln. Auch bei ihm sah man eifrig die Merker ihre Striche machen und die Silben zählen, die er tierfungen. Als er fein Gedicht beendet, verließen die Merker ihren Sitz um zu Rate zu gehen, wie ein jeder bestanden. Die beiden jungen Meister hatten manche Fehler gegen die Tabulatur begangen; der eine hatte eine „blinde Meinung" verbrochen und war durch Auslassung von Worten unverständlich geworden. So viel Worte blind d. h. ausgelassen waren, für so viel Silben sollte er bestraft werden; ein Merker warf ihm auch „Laster" vor, b. H. unreine Vokalreime, vor allem aber würde bcm einen der „Stutz" schlimm angerechnet, weil er stillgehalten, wo er nicht anhalten bürste. Niklas Vogel hatte seine schwäbische Aussprache noch nicht ganz abgelegt, aber boch die Reinheit der Vokale beobachtet; schlimm aber war es, daß er sich der „Klebfilben" nicht enthalten, „keim" für „keinem", „im" für „in dem", „vom" für „von dem" gesungen, auch „Milben" gebraucht und statt „fingen" „finge" gesagt um auf „Dinge" zu reimen. Am Ton war weniger zu tabeln; keiner hatte benfelben durch und durch aubers gesungen, als ihn der Meister gebichtet. Sonber Zweifel hätte Nachtigall den Preis gewonnen, wenn nicht nach ihm Hans Sachs gesungen; nur einmal wollte der Merker eine „falfche Blume" gehört haben, wo durch an einer Stelle der Ton unkenntlich geworben fei. So trat beim der erste Merker an Hans Sachs heran und hing ihm eine lange silberne Kette von großen, breiten, mit bett Namen der Geber bezeichneten ©liebern um, woran eine Menge von Pfennigen verschobener Art gebunben war. Konrab Nachtigall warb der zweite Preis zuteil, ein von seidenen Blumen verfertigter Kranz, den ihm der andere Merker aufs Haupt fetzte. Es war Brauch, daß die Meistersinger, insonderheit die jüngeren, sich nach der Festschule in eine nahegelegene Schenke begaben, wo in bemselben Grabe frohe Ungebunbenheit herrschte als in der Kirche heiliger Ernst. Hier sollte ehrbare, ehrliche, sriebliche Zech gehalten und ein Zechkrauz zum besten gegeben werben, bamit, wer wolle, barum singen möge. Alles Spielen, nn-nützes Gespräch und überflüssiges Trinken, alle Strafer und Reizer (Straf-unb Reizlieber), woraus Uneinigkeit entstehen könnte, waren untersagt; keiner 9
   bis 10 von 46490 weiter»  »»
46490 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 46490 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1424
1 1706
2 2472
3 3239
4 2236
5 6727
6 205
7 4717
8 2851
9 1362
10 6890
11 187
12 1347
13 2936
14 50
15 612
16 2059
17 248
18 3236
19 2139
20 58
21 733
22 508
23 164
24 1974
25 1937
26 1833
27 2135
28 4480
29 2279
30 1649
31 732
32 168
33 2767
34 2163
35 1154
36 3507
37 15368
38 3280
39 2887
40 723
41 320
42 738
43 1186
44 379
45 4874
46 3234
47 4449
48 1204
49 675

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 403
1 5296
2 33
3 1373
4 2285
5 2248
6 1820
7 1221
8 935
9 3085
10 2511
11 1088
12 1368
13 1857
14 59
15 547
16 4809
17 15710
18 1478
19 3560
20 1101
21 3546
22 283
23 3481
24 1395
25 873
26 766
27 415
28 2409
29 1931
30 232
31 34
32 1042
33 93
34 1898
35 858
36 2017
37 4362
38 4604
39 4313
40 2172
41 1954
42 1744
43 1270
44 1459
45 4083
46 2105
47 115
48 1560
49 2739
50 495
51 2172
52 1290
53 109
54 2577
55 91
56 765
57 1958
58 939
59 1688
60 1846
61 893
62 349
63 131
64 409
65 1078
66 834
67 573
68 2343
69 1760
70 2872
71 2583
72 2210
73 2175
74 860
75 1591
76 4941
77 9685
78 830
79 789
80 969
81 643
82 2780
83 1801
84 1685
85 2225
86 1574
87 3194
88 181
89 76
90 1226
91 1992
92 10151
93 610
94 6351
95 692
96 760
97 132
98 4368
99 73

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1999
1 933
2 612
3 708
4 268
5 717
6 2349
7 1006
8 155
9 1363
10 924
11 446
12 1733
13 1375
14 1455
15 15
16 128
17 1098
18 2001
19 651
20 30
21 1177
22 32
23 14
24 929
25 3008
26 1167
27 26
28 1042
29 753
30 864
31 387
32 745
33 5353
34 1519
35 1021
36 1152
37 14
38 1189
39 1808
40 1075
41 479
42 1340
43 1415
44 1506
45 50
46 625
47 844
48 152
49 546
50 2560
51 3660
52 1372
53 71
54 916
55 2032
56 345
57 491
58 699
59 4996
60 573
61 2295
62 710
63 76
64 786
65 2312
66 1299
67 1057
68 210
69 57
70 817
71 1297
72 1314
73 238
74 262
75 892
76 94
77 372
78 720
79 299
80 1233
81 10169
82 693
83 404
84 778
85 42
86 203
87 120
88 249
89 1084
90 434
91 822
92 176
93 614
94 2124
95 1296
96 932
97 2293
98 364
99 874
100 5362
101 228
102 2636
103 381
104 122
105 566
106 1027
107 1008
108 12
109 286
110 868
111 1408
112 1025
113 266
114 970
115 110
116 1375
117 853
118 319
119 1627
120 220
121 2307
122 724
123 965
124 1208
125 1191
126 174
127 1007
128 116
129 1054
130 1663
131 2642
132 374
133 1823
134 61
135 833
136 2820
137 483
138 39
139 752
140 1431
141 867
142 2831
143 1457
144 500
145 988
146 51
147 408
148 285
149 33
150 591
151 1526
152 1890
153 291
154 790
155 1550
156 1973
157 1784
158 250
159 344
160 307
161 843
162 13
163 20
164 376
165 863
166 1519
167 412
168 617
169 806
170 847
171 1262
172 714
173 1563
174 750
175 3714
176 574
177 2415
178 53
179 1246
180 264
181 46
182 2291
183 4517
184 249
185 333
186 43
187 357
188 1226
189 83
190 55
191 1040
192 478
193 420
194 588
195 681
196 3124
197 149
198 1245
199 1982